Wenn vorgetäuschte Liebe in der Prostitution endet.
Sie täuschen Mädchen und jungen Frauen die große Liebe vor, machen sie emotional von sich abhängig und isolieren sie von ihrem Umfeld, um sie letztendlich in die Prostitution zu zwingen und dort auszubeuten – die Loverboys.
Die Loverboy-Masche ist eine Form des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung, bei der Täter gezielt junge Frauen und Mädchen manipulieren. Diese kriminelle Methode basiert auf der Vorspiegelung einer Liebesbeziehung mit dem Ziel der späteren Zwangsprostitution.
Hinweis: Das animierte Erklärvideo zur Loverboy-Methode ist im Rahmen des von Aktion Mensch geförderten Projekts „Let’s lightup” entstanden und ist nicht Teil des „Vorgetäuschte Liebe Projekts”, welches von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert wurde. Es handelt sich hierbei um zwei unabhängige geförderte lightup Projekte.
Mit Komplimenten, Aufmerksamkeit (z. B. durch Geschenke) und Zuneigung täuschen die Loverboys über einen längeren Zeitraum die perfekte Beziehung vor und isolieren die Mädchen nach und nach von ihrem Umfeld, wie Freund*innen oder der Familie. So erzeugen die Loverboys eine emotionale Abhängigkeit, der sich die Mädchen und jungen Frauen nur schwer entziehen können (Trauma-Bonding). Das nutzt der Loverboy aus, um die Betroffenen in die Prostitution zu zwingen und dort auszubeuten. Durch z.B. das Vortäuschen einer finanziellen Notlage oder dem Wunsch nach dem Aufbau einer gemeinsamen Zukunft fordert er den ultimativen Liebesbeweis: Den Sex mit fremden Männern gegen Geld.
Übersetzt ins Deutsche lässt die Bezeichnung „Liebesjunge” auf den ersten Blick romantische Gedanken entstehen, die jedoch nicht der Realität entsprechen. Die Loverboy-Masche ist ein kriminelles Vorgehen und eine Form von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. In anderen Teilen der Welt wird das Phänomen „Romeo-Pimps” (also „Romeo Zuhälter“) genannt. Diese Bezeichnung kommt einer Beschreibung näher. Denn Loverboys sind Menschenhändler und kriminelle Zuhälter.
Bei uns findest Du alle Informationen zum Vorgehen der Loverboy-Masche, Kontakte zu Beratungsstellen und hilfreiche Ratschläge für Betroffene oder Vertrauenspersonen.
„Ein Loverboy wechselt ständig zwischen Zuneigung und Gewalt. Nach aggressiven Ausbrüchen entschuldigt er sich und erklärt ihr sein Verhalten mit seiner angeblich schrecklichen Vergangenheit. Dadurch erweckt er Mitleid und Verständnis bei der Betroffenen. Außerdem gibt er der Betroffenen das Gefühl, dass nur sie, seinen eigentlichen guten Kern hervorbringen könnten, wenn sie ihm nur ihre Liebe beweist.”
Laura von Ge-STAC (ehemalige Betroffene)
2020 gaben 99 Opfer an, durch die Loverboy-Masche in die Prostitution gezwungen worden zu sein.
Die Dunkelziffer ist laut Expert*innen viel höher.
Das erste Kennenlernen
Online über soziale Medien, Dating-Plattformen und Online-Spiele nimmt der Loverboy den ersten Kontakt auf. Aber auch in der Disco, an der Schule, in Cafés oder Einkaufszentren können erste Begegnungen zwischen Täter (Loverboy) und den jungen Frauen erfolgen. Loverboys suchen dort, wo sie viele Mädchen erreichen können.
Die große "Liebe"
Mit Komplimenten, Zärtlichkeit und viel Aufmerksamkeit (z. B. Geschenken) baut der Loverboy eine emotionale Nähe auf. Persönliche Treffen werden mehr, es entsteht eine Beziehung und der Loverboy verspricht den Betroffenen eine gemeinsame Zukunft.
Es fühlt sich an, wie die große Liebe und der Loverboy baut so bewusst und gezielt eine emotionale Abhängigkeit auf.
(erster) sexueller Kontakt
Sehr schnell wird es körperlich. Der Loverboy drängt schnell zum Sex. Für die Betroffenen handelt es sich hierbei oft um die erste sexuelle Erfahrung. Diese Erfahrung bindet sie noch stärker an den Loverboy.
Die Isolation vom Umfeld
Der Loverboy isoliert die Betroffenen von Freund*innen und der Familie und wird so die wichtigste Person im Leben der Betroffenen. Die emotionale Abhängigkeit wird größer.
Einstieg in die Prostitution und sexuelle Ausbeutung
Plötzliche Geldprobleme des Loverboys kommen auf. Seine angeblich einzige Möglichkeit, um schnell an Geld zu kommen: Das Mädchen schläft gegen Geld mit anderen Männern – sie tut es, aus Liebe zum Loverboy. Durch Täuschung zwingt er sie in die Prostitution und ein Teufelskreis beginnt, aus dem es unmöglich scheint, auszubrechen. Manchmal wird der Sex heimlich vom Loverboy gefilmt, um das Video später zur Erpressung zu verwenden.
Zuckerbrot und Peitsche
Bei Widerstand wird der Loverboy übergriffig: z.B. erpresst er sie mit Videos, droht allen zu erzählen was sie macht oder nimmt vorherige Geschenke als Druckmittel („Du hast so viel von mir bekommen, jetzt musst du auch mal was für mich tun…“). Gewalt ist ebenfalls ein Mittel, das Loverboys gegenüber Betroffenen oft anwenden. Nach einem Ausbruch folgt die Entschuldigung, z.B. mit der Begründung seiner eigenen Verzweiflung durch die angeblichen Schulden. Aufgrund der emotionalen Abhängigkeit und der Isolation können sich die Betroffenen nur noch schwer aus dieser Situation befreien. Wenn er ihnen Reue und Zuneigung zeigt, schürt das ihre Hoffnung, dass die Beziehung wieder zum Startpunkt zurückkehrt und er wieder der perfekte Freund wird, der er anfangs auch war.
Nicht immer bekommt die Betroffene z. B. Geschenke. Ausschlaggebend sind die Zuneigung und die emotionale Bindung. Eines haben aber alle Täter gemeinsam: Mit dem Vortäuschen ihrer Liebe machen sie die Mädchen und jungen Frauen von sich emotional abhängig, mit dem Ziel sie sie dann in der Prostitution auszubeuten.
Wenn du selbst betroffen bist oder das Gefühl hast, dass jemand in deinem Umfeld von der Loverboy-Masche betroffen sein könnte, dann findest du hier Anlaufstellen, die dir helfen.
Jeder Fall ist individuell, aber typische Anzeichen sind: